Antistitium Chur

Umnutzung und Sanierung

Durch den Umzug der reformierten Kirchverwaltung ins Comanderzentrum wurden Räumlichkeiten für eine Umnutzung im historischen Antistitium frei. Im Süden wurden drei 2½ Zimmerwohnungen eingebaut und zuoberst entstand durch den Ausbau des Dachgeschosses auf zwei Geschossen die neue Pfarrwohnung. Dennoch bleibt das Haus mit den Räumen der Quartierkommission Altstadt sowie den Ausstellungsräumen in den antiken Stuben für die Bevölkerung weiterhin zugänglich.

Die Baugeschichte des Antistitium umfasst über 700 Jahre, womit es als ältester Profanbau Churs gilt. Der hochmittelalterliche Kernbau aus 12./13. Jahrhundert im Norden der Parzelle, reichte bis ins 2. Obergeschoss und wurde südlich über die die Bärenloch-Gasse erschlossen. Nach dem verheerendem Stadtbrand von 1464 kaufte der Disentiser Abt, Johannes Schnagg, die Brandruine und baute sie zum heutigem Antistitium um. Das Gebäude wurde nach Süden erweitert, wobei der Aussenraum zwischen Kernbau und Stadtmauer aufgehoben und der Zugang über die heutige Kirchgasse konzipiert wurde. Weiter wurde die Liegenschaft um ein 3. Obergeschoss aufgestockt. Der 1651 erstellte liegende Dachstuhl ist als Krüppelwalmdach ausgebildet wurde glücklicherweise von späteren Stadtbränden verschont. 

Über den Mühlbach führt eine kleine Brücke und deren Treppe in den südlich gelegenen Garten. Das Gartenhaus interpretiert den Pavillon traditioneller Parkanlagen neu und bietet den Bewohnern wie auch der Kirchgemeinde einen geschützten Aussenraum. Die Gartengestaltung wird geprägt durch die Chaussierung und die Staudenrabatten, wobei unter den Bäumen lauschige Schattenplätze entstehen, die zum Verweilen einladen.

Aufgrund des bau- und sozialgeschichtlichen Werts des Antistitiums galt es eine rücksichtsvolle Vorgehensweise zu verfolgen. Die historische Struktur wurde weitgehend respektiert. Bausünden aus vergangener Zeit wurden zurückgebaut und in ihrer ursprünglichen Form und Materialisierung wiederhergestellt.

Das Erdgeschoss beherbergt die Räumlichkeiten für die Quartierskommission der Altstadt mit direkter Verbindung in den Garten. In den Obergeschossen befinden sich die Wohnungen sowie die Ausstellungsräume in den antiken Stuben. Im 1. Obergeschoss wird in der Gemeindestube und die über einen Durchgang ins Nachbarshaus erschlossene Hasenstube die Geschichte des Hauses mittels Ausstellungsinstallationen vermittelt. Ebenfalls zur Ausstellung gehört die aus der Bauzeit von 1478 stammenden Gotischen Stube im 2.Obergeschoss, die mit aufwendigen Holzschnitzereien ausgekleidet ist und als bedeutendster Raum des Hauses gilt. 

Beim Ausbau des Dachgeschosses wurde einzig die Nasszellenbox als gutproportioniertes Möbelstück eingebaut. Sie zoniert die verschiedenen Raumnutzungen und ermöglicht weiterhin das Erleben des Dachraumes in seinen Dimensionen. Weiter leuchten Glasziegel-Oblichter ergänzend zu den knappen bestehenden Öffnungen im Dachgeschoss den Dachraum mit Zenitallicht aus.

Sanierung 2021/23

Auftraggeber
Reformierte Kirche Chur, 7000 Chur

Fotos
Pascal Werner & Marcel Liesch Architekten