Erstaufnahmezentrum Churwalden

Neubau

Der Kanton Graubünden hat die Aufgabe Asylsuchende für die Dauer ihres Asylverfahrens zu beherbergen, die er in eigener Regie wahrnimmt. Der Neubau im Meiersboden ersetzt die beiden Mietobjekte Foral und sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen eigenen und angemieteten Kollektivzentren. Die Beibehaltung des Zentrumstandorts Chur ist aus betrieblichen Überlegungen sowie für Integrations- und Beschäftigungsprojekte essenziell.

Der Landschaftsraum im Meiersboden ist von einer eigenartigen Spannung geprägt. Eine kleine Ebene flankiert von der Plessur, wird von teilweise steilen Hängen räumlich gefasst. Am anderen Hang schlängelt sich die Arosabahn taleinwärts. Es ist die letzte an der Plessur gelegene Ebene, welche am städtischen Raum angebunden ist, bevor es steil Richtung Schanfigg oder ins Churwaldnertal hoch geht.

Ältere Gebäude sind auf ein Wegnetz ausgerichtet, jüngere Bauten sind hier anders situiert. Als Abschluss der gebauten Siedlung stehen grosse Nutzbauten wie das Zivilschutzzentrum oder private Industriebauten. Im dreigeschossigen Gebäudevolumen zur Meiersboda-Strasse, welches den Abschluss nach aussen bildet, ist die Beherbergung untergebracht. Im eingeschossigen Anbau zur Plessur hingegen liegen die Schulungsräume. Das Gebäudevolumen bildet mit dem gegenüberliegenden Zivilschutzgebäude eine Hofsituation, die als Ankunfts-und Aufenthaltstort fungiert.

Der Entwurf thematisiert im Wesentlichen die gestellte Aufgabe, einen flexiblen und wirtschaftlichen Holzbau zu planen. Das Bild, wo auf Holzlagerplätzen zum Trocknen gelagerte Bretterstapel stehen, welche mit einfachen Blechplatten vor der Witterung geschützt sind, ist der Ursprung unseres Entwurfs. Die Zweiteilung des Bauvolumens in Hauptbau und Eingangsnebenbau entspringt dem Bedürfnis der Zweiteilung in Schulungs- und Beherbergungsbereich. Während der dreigeschossige Hauptbau an der Strasse den Strassenraum verstärkt, nimmt der eingeschossige Nebenbau auf der Rückseite die Massstäblichkeit des Ortes und der Eingangssituation auf. 

Von der Strasse abgewendet liegen die Parkplätze und der Zugang zum Erstaufnahmezentrum. Der für den Neubau entwickelte Haustyp beruft sich auf die Tradition ländlicher Hotel- und Kurhausbauten. Der einfache Baukörper mit einer einfachen zweibündigen Anlage entspricht dieser Tradition und lässt eine einfache Erfassbarkeit der Raumordnung für die Benutzer zu. Die Organisation entspricht ebenfalls einer typischen Herberge, mit Zimmer im Obergeschoss und der Verwaltung samt Kursräumen im Erdgeschoss.

Die einfache, sich wiederholende Gebäudestruktur mit Verbundgeschossplatten und Wandschotten, wird dem flexiblen und kostengünstigen bauen gerecht. Zudem lässt die Anordnung der Grundstruktur jede erdenkliche Raumkombination zu. Mit standardisierten Zwischenelementen können Zimmer jederzeit beliebig gross abgetrennt und verändert werden. Die Fassade, mit aus Brettern gefertigten „Holztafeln“, projiziert die innere Flexibilität und Teilung nach aussen.

 

 

Fertigstellung 2022

Auftraggeber
Kanton Graubünden

Projektwettbewerb 2014
1. Preis

Fotos
Yanik Bürkli