RhB Depot Sand Chur

Umbau und Sanierung

Das sanierungsbedürftige Depot Sand der Rhätischen Bahn soll weiterhin als Unterhaltsstützpunkt für die Arosalinie fungieren und musste nach über 100 Jahren Betrieb ertüchtigt werden.

Die Wagenremise und Reparatur-Werkstätte auf dem Sand in Chur (Depot Chur-Sand) wurde in der Nähe des dama­ligen Altersasyls Sand unmittelbar vor der Plessurbrücke zum Friedhof Totengut angelegt. Sie ist an das Schienen­netz der Arosabahn angeschlossen und liegt zwischen der Sandstrasse, auf der die Bahn fährt, und dem anstei­genden Gelände unterhalb der heutigen Sportanlagen der Bündner Kantonsschule.

Die Bahnlinie Chur-Arosa konnte nach nur zwei Jahren Bauzeit 1914 eröffnet werden. Für die im selben Jahr fertiggestellten Wagenremise und Depotwerkstätte Chur-Sand zeigt sich der Churer Architekt Otto Manz verantwortlich.

Das Depot Chur-Sand besteht aus der Hallenkonstruk­tion im Südosten und einem nahtlos angebauten Wohn- und Büroteil im Nordwesten. Letzterer ist der Halle auf der Stadtseite als schmaler, einachsiger Vorbau angefügt. Die dreigleisige Halle wurde als stützenlose Eisenbetonkonstruktion ausgeführt und besitzt ein einfaches Sparrendach mit Bindern. Der fünfachsige Remisen- und der dreiachsige Werkstättenbereich­ sind durch eine bergseitig weit geöffnete Trennwand voneinander geschieden.

Das Äussere erscheint abgesehen vom grossen Gebäude­volumen traditionell. Kleine, dreieckige Gaupen belichten die Strassenseite und den bergseitigen Remisenteil, for­mal spätgotische Vierpässe die Giebel der Schmalseiten. Der Renaissance nachempfundene grosse Rundbögen befenstern die Längsseiten der Halle. Die Stadtseite evoziert das Bild eines kleinbürgerlichen Wohnhauses mit längsrechteckigen Fenstern, hölzernen Jalousieläden sowie dem Abortvorbau, dem gedeckten Hauseingang und dem mit Holzstaketen eingefriedeten Vorgarten. Der Besenwurf-Verputz entspricht der Vorlie­be des Heimatstils für eine belebte Fassadenwirkung.

Leza Dosch, Kunst- und Architekturhistoriker

Die in hervorragendem Zustand erhaltene historische Substanz wurde weitgehend erhalten und saniert. Durch den Rückbau, der im Jahr 1928/29 erstellten nördlich gelegenen Depoterweiterung konnte der ursprüngliche Zustand der Anlage wieder hergestellt werden. Die Eisenbeton-Halle ist auf das gleichzeitig erstellte Langwieser Viadukt zurückzuführen, welches von denselben Bauingenieuren geplant wurde und damals als am weitesten gespannte Eisenbahn­brücke der Welt in Stahlbeton galt. Die moderne Eisenbetonkonstruktion hinter der Front eines malerischen Wohn- und Bürohauses zeigt exemplarisch die Zusammenarbeit der Architektur und Ingenieurbaukunst im frühen 20. Jahrhundert. 

Die stützenlose Halle wird weiterhin als Rollmaterial-Depot genutzt und entfaltet mit seiner nüchternen Konstruktion eine stille Monumentali­tät. Die dahinterliegende Werkstatt wurde in derselben Struktur weitergeführt und wird nun mit zwei erneuerten Dachflächenfenstern sowie einem Zwischenboden aufgewertet. Der schmale kleinteilige Vorbau zur Stadt Chur nimmt weiterhin die für den Betrieb erforderlichen Nebenräume auf und fügt den Bau durch seinen traditionellen Ausdruck in das Wohnquartier Sand ein.

 

 

Sanierung 2019/2020
Auftraggeber: Rhätische Bahn, Chur
Fotos: Andrea Badrutt